Beim neuen Platz in Kleinaspach wird auf Kante genäht
Aus der BKZ vom 18. September 2024 (Autor Kai Wieland)
Beim neuen Platz in Kleinaspach wird auf Kante genäht
Seit Jahren wünscht sich die Spvgg Kleinaspach/Allmersbach ein weiteres Feld mit Flutlichtanlage. Zwar will die Gemeinde dem Verein den Bau eines neuen Rasenplatzes ermöglichen, doch die finanzielle Unterstützung fällt aufgrund der Haushaltslage bescheidener aus als erhofft
Aspach. Aufgekommen ist das Thema bereits vor gut zehn Jahren: Weil die Spvgg Kleinaspach/Allmersbach starke Mitgliederzuwächse vor allem im Bereich Jugendfußball verzeichnete, wurden Rufe nach einem weiteren Spielfeld laut. Zwar gibt es auf dem Gelände des Vereins am Ortsrand von Kleinaspach bereits zwei Rasenplätze, doch der eine verfügt über keine Flutlichtanlage, der andere – eher ein Trainingsplatz, der im Hardtwald und sogar bereits auf Pleidelsheimer Gemarkung liegt – ist sehr in die Jahre gekommen. Und an diesem Engpass hat sich bis heute nichts geändert für den Verein, der zu Beginn des laufenden Jahres in seinen Abteilungen Fußball und Turnen insgesamt 233 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren betreute. „Wir weichen täglich zum Kunstrasenplatz vom Hotel Sonnenhof aus, die Herrenmannschaften auch nach Spiegelberg oder wenn alle Stricke reißen nach Rielingshausen oder Oberstenfeld“, sagt Vorstand Thomas Übele. „Und nach den Herbstferien müssen die Kinder dann in die Halle, was natürlich wieder nicht so erfreulich für die Turner ist.“
Die ursprüngliche Wunschlösung: ein Kunstrasenplatz, der überwiegend von der Gemeinde Aspach finanziert werden sollte. Von diesem Vorhaben musste man jedoch bald abrücken, die klamme Gemeinde konnte eine solche Investition nicht stemmen. Die Spvgg, das Warten offenbar leid, machte sich schließlich auf eigene Faust auf den Weg, unter anderem mit einem Spendenkonto. Im Mai 2022 wurde der Bebauungsplan Sportplatzerweiterung Kleinaspach vom Gemeinderat beschlossen, am vergangenen Montag hat das Gremium nun über die weiteren Schritte beraten. Die fünf Tagesordnungspunkte, die sich – von den Baugenehmigungsanträgen über den ökologischen Ausgleich bis hin zur Finanzierung und einer Bürgschaft – mit dem Anliegen der Spvgg befassten, wurden angesichts des zahlreich erschienenen Anhangs des Vereins kurzerhand vorgezogen.
Naturrasen statt Kunstrasenplatz
In einem Punkt sollte der Gemeinderat sogleich einer Befreiung vom Bebauungsplan zustimmen: Um sich an der gewaltigen Aufgabe finanziell nicht zu verheben, hat die Spvgg Abstriche gemacht und sich anstelle des Kunstrasenplatzes für den Bau eines Naturrasenspielfelds entschieden. „Bei einem Kunstrasenplatz bewegt man sich im Bereich von 800000 bis eine Million Euro und man kann gleich anfangen, für den nächsten Belag zu sparen“, erklärt Übele. „Wenn ich dagegen einen Naturrasenplatz baue und gut pflege, dann ist er auch in 40 Jahren noch brauchbar, das sehen wir ja bei uns auf der Anlage. So ist das für einen Verein auch eine stemmbare Aufgabe.“ Zudem könne man bei einem Naturrasen flexibler sein und Elemente wie Ballfangzäune oder eine Zisterne kleiner halten oder erst zu einem späteren Zeitpunkt anschaffen. „Trotzdem soll der Unterbau der Platzes so angelegt werden, dass ein Belagwechsel in der Zukunft theoretisch möglich wäre“, so der Vorstand.
Das neue Feld soll auf einer Fläche von 98 mal 64 Metern (Nettospielfeld 90 mal 60 Meter) angrenzend an den bestehenden Sportplatz errichtet werden. An den Stirnseiten hinter den Torräumen sind auf einer Länge von 40 Metern Ballfangzäune mit sechs Metern Höhe angedacht. Für die gewünschte Beleuchtung werden vier Flutlichtmasten von 16 Metern Höhe mit LED-Leuchten gebaut. Auch die Errichtung einer Zisterne mit einem Fassungsvermögen von 100 Kubikmetern zur Bewässerung ist vorgesehen. Darüber hinaus sehen die Planungen 28 Pkw-Stellplätze und 26 Fahrradstellplätze vor. Der Gemeinderat erteilte dem Antrag des Vereins einstimmig sein Einvernehmen.
Gemeindezuschuss fällt geringer aus
Die Gesamtkosten inklusive der Ausstattung für Beleuchtung und Bewässerung sollen rund 416000 Euro betragen. Das ist immer noch eine ordentliche Stange Geld für den Verein, der diese Summe neben eigenen Ersparnissen und einem Darlehen auch mithilfe von Zuschüssen der Gemeinde und des Württembergischen Landessportbunds (WLSB) aufzubringen gedenkt. Letzterer hat der Spvgg einen Fördersatz von 30 Prozent der maximal zuschussfähigen Kosten – ausgegangen wird hier von Gesamtkosten in Höhe von 460000 Euro – in Aussicht gestellt. In absoluten Zahlen ausgedrückt sind das 158000 Euro. Ein Beitrag, den der Verein auch gerne von der Gemeinde gesehen hätte. „Es war über Jahre hinweg ja immer das Credo des Sportkreises, dass die Kommunen denselben Betrag einbringen sollten wie der WLSB“, erklärt Übele die Erwartungshaltung.
Die Gemeindeverwaltung verweist indessen auf ihre Förderrichtlinie für Vereine, die lediglich eine zehnprozentige Förderung vorsieht, in diesem Fall also 46000 Euro. „Wir lehnen uns bereits mit diesem Zuschuss weit aus dem Fenster, denn angesichts unserer Haushaltslage dürfen wir eigentlich gar keinen freiwilligen Leistungen erbringen“, stellte Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff klar. Dem Gemeinderat wurde von der Verwaltung somit nahegelegt, an der Vereinsförderrichtlinie festzuhalten und damit einen Zuschuss in Höhe von maximal 46000 Euro zu gewähren. Dem kam das Gremium einstimmig nach.
„Wenn man bedenkt, dass wir als Verein 100000 Euro einbringen und die Gemeinde gerade einmal die Hälfte, ist das natürlich weniger als erhofft“, räumt Thomas Übele ein. „Ich kann die Verwaltung angesichts der Haushaltslage aber schon auch ein Stück weit verstehen.“ Eine Bedrohung für das Projekt sei der geringere Zuschuss jedenfalls nicht, versichert er. „Das Geld, was dann noch fehlt, müssen wir eben anders besorgen, mit einem Darlehen oder vielleicht einer Spendenkampagne im Herbst. Und notfalls müssen wir eben etwas weglassen. Wir kriegen das hin.“
Zählen kann der Verein dabei immerhin auf ein Zwischenfinanzierungsdarlehen der Gemeinde, denn mit dem Geld des Württembergischen Landessportbunds ist erst nach Abschluss der Baumaßnahmen zu rechnen. „Eine solche Zwischenfinanzierung wird hier erstmals gemacht, ist aber allgemein Usus bei der Vereinsförderung“, erklärte die Kämmerin Linda Hecht.
Auch bei der Frage einer Ausfallbürgschaft, welche die Spvgg Kleinaspach/Allmersbach für ein Darlehen in Höhe von 150000 Euro zur Absicherung benötigt, will die Gemeinde dem Verein aushelfen – vorausgesetzt, die Rechtsaufsichtsbehörde gibt grünes Licht, denn gemäß Paragraf 88 der Gemeindeordnung muss das Landratsamt des Rems-Murr-Kreises der Übernahme der beantragten Ausfallbürgschaft zustimmen. Angesichts der Haushaltslage der Gemeinde ist das keine Selbstverständlichkeit. „In unserer Situation können wir das leider nicht ohne die Behörde entscheiden“, stellte Welte-Hauff klar. Der Gemeinderat stimmte der Übernahme der Ausfallbürgschaft zwar bei einer Gegenstimme von Sonja Tränkle (Freie Wählervereinigung) mehrheitlich zu, allerdings machte die Bürgermeisterin deutlich, dass die Gültigkeit noch auf anderer Stufe abgeklärt werden müsse.
Ausgleich aus dem Ökokonto
Und was passiert mit den bestehenden Plätzen der Spvgg Kleinaspach/Allmersbach? Gemäß Bebauungsplan soll der alte Trainingsplatz eigentlich aufgeforstet werden, um so den vorgeschriebenen ökologischen Ausgleich für den neuen Platz zu schaffen. Dieser Gedanke stieß bei den Vereinsmitgliedern allerdings auf Widerstand: Man brauche den alten Platz nach wie vor, um den Trainings- und Spielbetrieb für alle Mannschaften aufrechtzuerhalten, und auch das traditionelle Fleckenturnier müsse auf diesem Feld stattfinden. „Wir waren bereits mitten im Verfahren, als dieser Wunsch aus der Mitte des Vereins an uns herangetragen wurde“, so Welte-Hauff. Um das zu ermöglichen, wurde vom Gemeinderat einer weiteren Abweichung vom Bebauungsplan zugestimmt: Anstelle der Aufforstung werden für die Maßnahme Ökopunkte aus dem Ökokonto der Gemeinde verwendet. „Das gab es wirklich noch nie, dass man so viele Ökopunkte zur Verfügung stellt“, betonte Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff. Sowohl intern als auch mit den Behörden sei das Vorgehen bereits abgestimmt.
„Ursprünglich war der Sportplatz ja mal als Investition der Gemeinde geplant“, ließ Gemeinderat Udo Wruck (FWA) abschließend noch einmal die gewandelten Rahmenbedingungen des Projekts Revue passieren. „Allerdings muss man sagen, dass die Gemeinde schon sehr viel Vorlauf gebracht hat, zum Beispiel den Bebauungsplan und nun eben die Ökopunkte“, so Wruck. Da dem Verein nach wie vor Geld fehle, rief er noch einmal das Spendenkonto in Erinnerung. „Die Kontonummer steht noch auf der Homepage des Vereins. Wenn dort 100 Leute jeweils 100 Euro spenden, ist ihm schon sehr geholfen.“